Freitag, 30. November 2012

Die Vorzuege von Haiti

Man muss ja ehrlich zugeben, dass es nicht viele Vorzuege Haitis gegenueber Deutschland gibt. Eigentlich faellt mir nur einer ein. Wir haben fast das ganze Jahr ueber bestes Strandwetter. Port au Prince liegt zwar am Meer, es gibt aber nicht echt ein Strand an dem man liegen kann. Der naechste Sandstrand ist so ungefair 1 Stunde Fahrtzeit mit dem Auto entfernt. Die Strassen sind sehr gut (Asphalt) im Gegensatz zum Nordwesten von Haiti. Vorallem am Wochende, wenn wir nicht abeiten, faellt uns oefter mal die Decke auf den Kopf. Ein Tag am Strand ist wie ein Kurzurlaub. Levi liebt Wasser und ist aus dem kuehlen Nass ueberhaupt nicht herauszubekommen. Abends faellt er wie ein Stein ins Bett und schlaeft.

Dienstag, 27. November 2012

Wiedereroeffnung der Klinik in Canaan

Diese Woche haben wir begonnen die Klinik in Canaan wiederzueroeffnen. Die Ambulanz ist ab so fort jeden Montag, Mittwoch und Freitag geoeffnet. Dienstag und Donnerstag gehen wir, wie gehabt, weiterhin zur Klinik von Dr. Bordes in Meyer. In Canaan arbeiten Esther und ich zusammen mit einer haitianischn Krankenschwester, die die Klinik bis letztes Jahr selbststaendig geleitet hat. Aus Geldmangel musste die Klink damals leider geschlossen werden. Canaan ist ein neuer Stadtteil, der nach dem Erdbeben im Januar 2010 entstanden ist. Es ist eigentlich eine Zeltstadt, in der Familien wohnen, deren Haeuser durch das Erdben zerstoert wurden. Die meisten Menschen kommen aus Cite Solei, dem Armenviertel von Port au Prince. In Canaan gibt es keine centrale Wasser-oder Stromversorgung, die Leute wohnen unter primitivsten Bedingungen. Die schlechten Hygiene-und Lebensverhaeltnisse bringen natuerlich auch viele Krankheiten mit sich. Es wohnen mehr als 100.000 Menschen dort, Tendenz steigend, fuer die unsere Klinik verantwortlich sein wird. Wir sind gespannt, was uns erwartet.

Sonntag, 25. November 2012

Haiti; einstige Vorzeige Kolonie Frankreichs

Haiti ist zur Zeit das aermste Land der westlichen Hemisphaere, aber dss war nicht immer so. Haiti war einmal die reichste Kolonie Frankreichs. Es wurde viel Geld verdient,vorallem mit Kaffee und Zucker, sowie teuren Edelhoelzern. Da fragt man sich doch, wie aus einer der reichsten Kolonien binnen 200-300 Jahren, eines der aermsten der Welt werden konnte. Das neue Land, dass Kolumbus 1492 entdeckt war nicht Amerika, sondern Haiti. Von 1492-1697 war Haiti zusammen mit der Dominikanischen Republik (genannt Hispaniola) Spanische Kolonie. Nach Ausrottung der Urbevoelkerng wurde die Insel wiederbevoelkert durch afrikanische Sklaven. Nach 1697 ging Haiti in franzoesischen Besitz ueber und die Dom.Rep. blieb spanisches Hoheitsgebiet. 1804 erlangte Haiti nach Kampf gegen die Franzosen ihre Unabhaengigkeit. Haiti ist damit der 1.Sklavenstaat der seine Unabhaengigkeit aus eigener Kraft bewirkt hat. Darauf sind die Haitianer zu recht sehr stolz. Der Preis der Unabhaengikeit war jedoch sehr hoch. Haiti musste naemlch sehr hohe Raparationen an Frankreich bezahlen, um die Unabhaengikeit zu erlangen und zu behalten. Diese vielen Gelder, die in den nach folgenden Jahrzehnten bezahlt werden mussten, waren der Anfang vom Ende des einstigen Reichtums.
Darueber hinaus wurde Haiti in der Folgezeit von Monarchen und Diktatoren regiert, die das Land und Leute bis aufs Blut ausbeudeten. Zuletzt von 1957-1984 durch die Duvaliers-Familie, bekannt als Papa Doc und sein Sohn Baby Doc. Auf den Bildern zu sehen ist eine grosse Zuckerfabrik aus besseren Tagen. Sie ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb und voellig verfallen.

Donnerstag, 22. November 2012

Was lange waehrt wird endlich gut !!!!

Levi, unser kleiner Sohn lebt nun schon 2 Jahre und 4 Monate mit uns zusammen. Wir haben ihn seit dem 2. Tag seiner Geburt bei uns zu Hause aufgenommen
und es war vom ersten Augenblick ein besonderes Band zwischen ihm und uns. Ein tiefes Gefuehl von Liebe und Zugehoerigkeit, dass wir nie zuvor und nie wieder danach zu einem Kind hatten. Seine Mutter starb den Tag nach seiner Geburt und der Vater konnte sich nicht adaequat um seinen Fruehgeborenen Sohn kuemmern. Levi wog nur 2000 g, und hat eigentlich noch eine Zwillingsschwester, die bei der Geburt verstarb. Fuer uns wurde es schnell klar, dass wir Levi adoptieren wollen. Das alles ist jetzt ueber 2 Jahre her. Im Adoptionsprozess sind wir ueber viele Hoehen und Tiefen gegangen, aber vorallem Tiefen. Oefter hatten wir das Gefuehl es nicht mehr ertragen zu koennen. Aber Levi ist uns viel zu wichtig, als das wir Aufgeben in Erwaegung haetten ziehen koennen. Wir danken vorallem Jesus fuer die Kraft, Fuehrung und Ermunterungen, die er uns immer wieder gegeben hat um weiterzugehen und durchzuhalten. Wir danken unseren Familien, Freunden, die uns in dem Adoptionsprozess mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Heute haben wir Levis Passport bekommen. Die Adoption in Haiti ist abgeschlossen. Gott sei gelobt und gedankt. Auf einmal ging alles doch schneller als erwartet. Der naechste Schritt ist ein deutsches Visa zu bekommen, was auch noch einge Zeit in Anspruch nehmen wird.

Dienstag, 13. November 2012

Port au Prince, eine der gefaehrlichten Staedte der Welt

Port au Prince gilt als eine der gefaehrlichsten Staedte der Welt. Hier sind gewaltaetige Unruhen, Mord, Diebstahl und Kidnapping an der Tagesordnung. Als "reicher Weisser" ist man natuerlich um ein vielfaches gefaehrdeter, Ziel eines Ueberfalls oder Kidnappingopfer zu werden. Auf dem Weg zu unserer Arbeit haben wir oefter Laichen mit eingeschlagenen Schaedeln am Strassenrand gesehen. Jedesmal wird uns ganz komisch zu Mute. Man gewoehnt sich nicht echt an den Anblick. Am Anfang in Port au Prince haben wir uns echt sehr unsicher gefuehlt und trauten uns fast nicht vor die Tuer. Was kann man machen, was sollten wir besser unterlassen, was sollte man auf jeden Fall vermeiden? Es dauerte auch eine Weile, bis wir uns mit dem Auto einigermassen in der Stadt orientieren konnten. Gott sei dank hat Esther einen sehr guten Orientierungssinn. Am Anfang haben wir uns oefter mal verfahren. Das gefaehrliche dabei ist, dass man dann nicht mehr weiss, ob man sich in einem gefaehrlichen oder relativ sicheren Stadtteil befindet. Wir haben sehr viel von der Erfahrung des Ehepaars profitiert bei denen wir wohnen. So haben wir gelernt die Umgebung auf moegliche Gefahren zu fokusieren. Weiterhin gibt es Plaetze und Stadtteile, die man vermeiden sollte (z.B. Cite solei, die Slums). Spaet abends und nachts ist zu Hause bleiben angesagt. Gott sei dank gewoehnt man sich auch ein bisschen an die gefaehrliche Situation und denkt nicht mehr dauernd daran man koennte jederzeit erschossen werden. Wir sind Gott sehr dankbar, der uns bewahrt hat und wir befehlen uns auch weiterhin seinem Schutz an. Trotz allem Gewoehnungsfaktor: Das Leben in Port au Prince bleibt gefaehrlich.

Sonntag, 11. November 2012

ganz normaler Adoptionswahnsinn in Haiti Adoption

Die Adoption geht echt schleppend und muehsam. Nun sind wir schon 4 Monate in Port au Prince und eigentlich sind wir noch nicht sehr viel vorangekommen. Der Adoptonsprozess besteht aus 3 grossen Abschnitten: 1. Adoptionsbehoerde (sie geben grundsaetzlich die Erlaubnis zur Adoption) 2. Gericht (offizielle Legalisation aller Papiere und der Adoption) 3. Passportanfrage und Visa fuer Deutschland Die drei grossen Abschnitte bestehen wiederum aus vielen kleinen Schritten. Wir geben euch mal ein Beispiel, wie schwierig und langdauernd ein kleiner Unterschritt dauern kann. Die Sterbensurkunde von Levis Mutter konnte nicht legalisiert werden, weil sie nicht komplett ausgefuellt war. Das haette dem Anwalt natuerlich schon laengst auffallen muessen. Ist es aber nicht. Also das Papier musste nach Port de Paix zur Korrektur. Gut dachten wir, dann kriegen wir es in 2-3 Tagen zurueck und der Adoptionsprozess geht wieder voran. Aber nee, Pustekuchen. Insgesammt mussten wir die Sterbensurkunde noch 2 mal nach Port de Paix schicken, weil immmer wieder neue oder noch die gleichen Fehler enthalten waren. Da denkt man echt man wird wahnsinnig. Anstatt wie erwartet 2-3 Tage, dauerte es sage und schreibe 4 Wochen. Und das ist keine Ausnahme. Diese staendigen Enttaeuschungen und die Warterei machen uns echt zu schaffen.

Jacmel!!

Letzte Woche gab es zwei Feiertage in Haiti. Die Feiertagen waren am Donnerstag und Freitag, also hatten wir ein langes Wochenende. Da haben wir gedacht, wir fahren mal ein paar Tagen weg. Ist natuerlich nicht so einfach, weil wir koennen nicht aus Haiti raus. Levi hat noch kein Reisepass... Haiti ist kein eigentliches Reiseland. Es gibt so gut wie keinen Tourismus. Dementsprechend gibt es nur wenige Hotels im Land und sehr wenig "gute Hotels." Im Sueden von Haiti gibt es jedoch sehr schoene Straende und auch Urlaubsoerte. Also, wurde unser Reiseziel Jacmel ein idyllicher Ort ganz im Sueden Haitis. Ein Hotel zu finden, dass nicht ausbebucht ist, war nicht so ganz einfach, weil viele reiche Haitianer die Feiertage ebenfalls zum Kurzurlaub nutzen. Aber wir hatten was gefunden. Es ist ungefaehr 2,5 Stunde Fahrtzeit nach Jacmel. Es ist eine schoene fahrt durch tropisch gruene Landschaften. Um nach Jacmel zu kommen muss man ueber ein Bergpass... Ab und zu konnten wir uns wie in der Schweiz fuehlen. Die Berge sind bis zu 3000 Meter hoch. Im Hochsommer sind sie eine sehr willkommene Abkuehlung. Wir haben ein schoenes Wochenende gehabt, und konnten mal an diesem Wochenende an was anderes denken, als Arbeit und Adoption.